Jahresbericht 2016: Das Jahr der Frauen

Damen-Bundesligameister, Vizeweltmeisterin und ÖHSV-Sportlerin des Jahres, die erste Staatsmeisterschafts-Medaille seit 20 Jahren – Frauen-Gewichtheben boomt, weil es Athletik und Ästhetik harmonisch verbindet. Und wir tragen zu dieser Entwicklung mit unseren Damen kräftig bei. Doch gleich mehr dazu. Vorweg noch ein wenig Statistik: Nach 24 Wettkämpfen im Jahr 2013, 36 im Jahr 2014 und 43 im Vorjahr absolvierten wir heuer unglaubliche 48 Veranstaltungen im Athletischen Mehrkampf, Gewichtheben, Kraftdreikampf und Bankdrücken. Dazu waren wir bei 4 Sportler-Ehrungen vertreten und haben unter der Leitung von Jürgen Pikola und Katrin Storka erstmals einen Nachwuchs-Sommer-Trainingslehrgang in Trencin organisiert.

Kapitel 1: Kraftdreikampf

Im sportlichen Vereinsalltag, der seit 36 Jahren hauptsächlich vom Gewichtheben geprägt ist, kommen sie oft noch zu kurz – obwohl sie längst ein Team mit Vorbildwirkung und Erfolgsgarantie geworden sind: unsere Kraftdreikämpfer.

38 Medaillen haben sie heuer bei österreichischen und niederösterreichischen Meisterschaften errungen, davon 28 in Gold. Herausragend Teamleader Andreas Frasl mit 2 Staatsmeister- und 10 Landesmeistertiteln, sowie 3 neuen österreichischen Rekorden: 163 kg Bankdrücken RAW, 210 kg Bankdrücken mit Equipment und 202,5 kg Kreuzheben – mit unter 66 kg Körpergewicht. Phänomenal auch unser Meister der Hinkelsteine: Günter Obelix Haberfellner erreichte 1 Österreichischen und ebenfalls unfassbare 10 Landesmeistertitel.

Kapitel 2: Mannschaft

Eine wunderbare Erfolgsgeschichte entwickelt sich auch in unserer Kooperation mit der Gitti-City. Obwohl erst zwei Jahre alt, konnte die WKG HSV Langenlebarn/Gitti-City Stockerau heuer mit sage und schreibe 4 Mannschaften kaum besser abschneiden:

Eine Macht stellt dabei unser Damenteam dar. Erst dieses Jahr vom ÖGV ins Leben gerufen, gewannen die Mädels in der Zusammensetzung Patricia Bernhaupt, Franziska Rath, Elisabeth Riegler, Katrin Storka, Alexandra Tichy und Anna Zizlavsky den ersten Damen-Bundesliga-Meistertitel in der Geschichte des österreichischen Gewichthebens. Zudem ließen sie den Männerteams aus Klosterneuburg, Wien, St. Pölten und dem Waldviertel in der Wien-NÖ-Teamliga keine Chance und eroberten dort ebenfalls den Meistertitel.

Die Herren schlossen dank unseres Neuzugangs, des Weltklassehebers Aslanbek Arsimerzayev, zu den übermächtigen Linzern auf und holten nach dem dritten Platz im Vorjahr bereits den Vizemeistertitel in der Österreichischen Bundesliga. Der Leistungsrückstand beträgt nur mehr rund 50 Punkte, der Altersdurchschnitt und die mögliche Entwicklungskurve spricht für uns und mehr möchte ich schon gar nicht mehr spekulieren – es könnte jedenfalls 2017 ein heißer Kampf um den höchsten Mannschaftstitel im Land werden.

Beim vierten Team, das in der Interliga an den Start ging, zeigte sich, dass eine Doppelbelastung auf diesem hohen Niveau nicht zielführend ist. Dann kam auch noch ein wenig Pech dazu, und so mussten wir unser neckisches Unterfangen, den Seriensieger und Bundesliga-Verweigerer AKH Vösendorf vom Thron zu stürzen, schon im Frühjahr begraben. Dennoch reichte es auch hier zu einem verdienten Vizemeistertitel.

Kapitel 3: Nachwuchs

Heuer wurden wir erstmals mit einem Phänomen konfrontiert, das früher oder später eintreten musste, obwohl wir es gerne übersprungen hätten: die Pubertät. In der Zeitspanne der Pubertät tritt viel Neues auf: eine neue Schule, ein neuer Lehrberuf, neue Hormone und damit neue Ideen, Interessen und Prioritäten. Das ist ganz normal. Für uns allerdings bitter, weil einige richtig talentierte Jugendliche in der zweiten Jahreshälfte eine künstlerische Pause eingelegt haben, von der wir nicht wissen, ob sie irgendwann endet oder übergangslos in die Sportrente übergeht. Überhaupt: von rund 13 Sportmittelschülern bis zum Jahrgang 2000, um die wir uns intensiv bemüht haben, ist zum jetzigen Zeitpunkt gerade einer geblieben, der Gewichtheben ernsthaft als Leistungssport betreibt. Aber so ist der Kreislauf des Sports, und wir freuen uns, dass ganz junge Athleten zu uns gefunden haben und das Rad am Laufen halten.

Auch wenn die Masse kleiner geworden ist, an der Klasse mangelt es nicht. 45 Medaillen eroberten unsere Schüler und Jugendliche heuer bei Österreichische Meisterschaften, Niederösterreichische Landesmeisterschaften und internationalen Jugendturniere, davon 20 in Gold. Einige Highlights:

  • Bereits 5 Jugendliche wurden in den Österreichischen Nachwuchs-Nationalkader aufgenommen.
  • Max Aflenzer wurde in das Österreichische Nationalteam einberufen und startete beim EU-Cup auf Malta, wo er maßgeblich zur sensationellen Bronzemedaille hinter Polen und Italien beitrug.
  • Maximilian Moldaschl gelang dasselbe auf Landesebene. Er startete für das NÖ Landesteam beim Alpe-Adria-Cup.
  • Sebastian Köbe schaffte es als erster Absolvent des Schulprojekts Athletik-Akademie Tulln, bei den Österreichischen Staatseinzelmeisterschaften der Allgemeinen Klasse eine Zweikampf-Medaille zu erringen – mit nur 15 Jahren.
  • Max Aflenzer und Sebastian Köbe dominierten bei den NÖ Landesmeisterschaften der Allgemeinen Klasse die Kategorie bis 69 kg und holten zusammen 3 Gold- und 3 Silber-Medaillen.
  • Freija Aflenzer gewann seit ihrem ersten Wettkampf vor vier Jahren ihre bereits vierten Österreichischen Meistertitel bei den Schülern. Dazu war sie auch beim Int. Juniors Battle und beim Int. Athletik-Cup erneut nicht zu schlagen.

Kapitel 4: Allgemeine Klasse und Masters

Auch bei den Erwachsenen gibt es Großes zu berichten. Unser Neuzugang Katrin Storka holte nach 20 Jahren Wartezeit wieder eine Damen-Medaille bei den Österreichischen Staatseinzelmeisterschaften der Allgemeinen Klasse. Außerdem erreichte sie bei ihrem internationalen Debüt bei den Weltmeisterschaften der Masters in einem extrem starken Starterfeld den hervorragenden 5. Platz.

Ebendort brillierte Susanne Menda mit sechs gültigen Versuchen und Jahresbestleistung und musste sich nach einem packenden Zweikampf nur der Lokalmatadorin Ulrike Lackus geschlagen geben. Der verdiente Vize-Weltmeistertitel bedeutet bereits ihre 5. Medaille bei Welt- und Europameisterschaften. Außerdem gewann sie zum wiederholten Mal den Int. Women GP.

Kapitel 5: Ehrungen und Lehrgänge

Wie schon im Vorjahr waren wir auch dieses Mal nicht zu schlagen: mit über 25 % aller Ehrungen (22 Einzelsportler und 3 Teams bei insgesamt 78 geehrten Sportlern und 20 Mannschaften) sind wir erneut der erfolgreichste Sportverein Tullns.

Ein ähnliches Bild beim NÖ Heeressport: Als einzelne Sektion eines HSV stellten wir mit 21 Athleten gut ein Siebtel aller geehrten Heeresportler des Landes. Dazu wurde Freija Aflenzer in der Kategorie Jugend zur Sportlerin des Jahres gekürt. Auf Bundesebene erreichte diese Ehre Susi Menda: dank ihrer Erfolge im Sportjahr 2015 wurde sie heuer zurecht ÖHSV-Sportlerin des Jahres.

Zudem organisierten wir unter der Leitung von Jürgen Pikola, der gemeinsam mit Christian Fleis heuer den allgemeinen Teil seiner Trainerausbildung mit Bravour abschloss, das erste vereinsinterne Trainingslager in Trencin.

Kapitel 6: Ausblick

Finanziell kämpfen wir uns durch schwierige Zeiten. Nach dem Ausfall eines Sponsors 2015 reduzierte heuer auch die Firma Trenkwalder ihr Engagement bis auf ein Minimum. Dazu mussten wir Mitte des Jahres eine ebenfalls fix geplante Förderung unerwartet aus dem Budget streichen. Insgesamt galt es, kurzfristig über 6.000 Euro einzusparen. Der Rotstift betraf leider vor allem unser Schulprojekt, das wir im bisherigen Ausmaß einfach nicht mehr finanzieren können. Wie sich die Athletik-Akademie in Zukunft gestaltet, wird sich zeigen.

Auch sportlich werden wir etwas Luft holen und eine Mannschaft weniger ins Rennen schicken. Fix sind zwei Bundesliga-Teams (Damen und Herren) sowie ein Nationalliga-Team für die nachstrebenden Athleten. Einzelmeisterschaften werden wir sehr gezielt auswählen. Und darüber hinaus haben wir zahlreiche Pläne, die aber zu Redaktionsschluss noch nicht druckreif waren.

Als vorletzter Punkt vor dem Eröffnen des Buffets noch ein herzliches Dankeschön an alle Athleten, Eltern, Trainer, Funktionäre und aktiven Mitglieder. An alle Förderer, Verbände und Sponsoren. Und an die Sportmittelschule und Dir. Georg Förstel, der trotz aller Widrigkeiten unser gemeinsames Projekt weiter am Leben hält.

Und schließlich, wie es sich gehört, noch eine kleine Weihnachtsgeschichte. Das heißt: zur Weihnachtsgeschichte müsst ihr sie selbst machen, indem ihr euch einfach einen Christbaum im Hintergrund vorstellt…

Ein Mann fand bei einem Spaziergang das Ei eines Adlers. Er nahm es mit nach Hause und legte es zu den Eiern seiner Hennen. Zusammen mit den Küken schlüpfte der Adler. Er wuchs mit ihnen auf und verbrachte sein ganzes Leben mit ihnen. Er lernte, mit den Füßen zu scharren, Körner zu picken und zu gackern. Gelegentlich tat er es den Hühnern gleich, flatterte etwas mit den Flügeln und flog ein paar Meter.

Eines Tages sah er am Himmel einen wunderschönen Vogel, der anmutig und kraftvoll durch die Lüfte flog. Was ist das, fragte er die Hennen. Das ist ein Adler, der König der Lüfte, sagten diese. Du bist eine Henne, du kannst nicht fliegen. Der Adler, der sich für eine Henne hielt, war traurig. So gerne wäre er in den Himmel aufgestiegen. Er hörte jedoch auf die Hennen und begnügte sich damit, vom Fliegen zu träumen.

Diese Geschichte handelt von Talent.

Man hat es mitbekommen oder auch nicht.

Man kann es nutzen oder auch nicht.

Auch wir haben ein paar junge kräftige Adler, die momentan lieber mit den Hühnern gackern. Dafür gibt es viele gute Gründe, und sei es, dass dies gerade in und lustig ist. Außerdem: da oben fliegen kann recht einsam sein. Sich zu entscheiden, sein Potenzial zu nutzen, hat immer einen Preis. Nichts im Leben ist umsonst. Und es scheint billiger und einfacher, sich in der Schar der Hühner zu bewegen.

Doch eines kommt so sicher wie das Amen im Gebet: der Blick zurück. Und wenn das passiert, und sei es erst in 20 Jahren, dann macht es einen großen Unterschied, ob ihr davon träumt, was alles möglich gewesen wäre oder ob ihr euch erinnert, was alles möglich war.

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